Gestern gab es tatsächlich das erste Mal kompromissloses Sommersegeln. Das ist ja meist mit lauen Lüftchen verbunden, so auch gestern. Das bewegte Nichts kam glücklicherweise aus südwestlichen Richtungen und wir konnten unseren Liegeplatz in Rønne ohne Einsatz fossiler Relikte urzeitlicher Lebewesen verlassen – das ist immer ein sehr schönes Gefühl. Geht der erste Teil des Tages noch mit schlagenden Segeln und 1-2 kn Fahrt vorüber, brist es langsam auf und dreht noch weiter südlich, so dass wir wieder unseren weissen Schmetterling flattern lassen können. Wir wollen nämlich nördlich entlang der Küste nach Hammershavn.
Dieser Abschnitt der Insel wird wohl oft als ‚dänisches Norwegen‘ bezeichnet: Zunehmend sind schroffe Felsformationen, Klippen und Abbrüche zu erkennen. Als Krönung wartet auf uns eine riesige Burgruine aus dem Mittelalter, die trotzig über der Ostsee thront. Bis dicht unter die Küste ist tiefes Wasser und wir segeln dicht an diesem Anblick vorbei bis unmittelbar vor die Hafeneinfahrt. Im Hafen ist das skandinavische Sommerleben in vollem Gange und wird in ebensolchen Zügen genossen: Kinder platschen vom Steg ins Wasser, ältere Damen paddeln im geliehenen Kajak durch den Hafen und der Havnekiosk freut sich über reißenden Absatz von Softeis.
Obwohl unser Abendessen sehr lecker war (Kartoffelpfanne mit Hackfleisch und grünen Bohnen), reicht es nicht ganz die segelhungrigen Mägen der Großen zu füllen (die Kleine lassen wir schon nicht verkommen). Um dem abzuhelfen leisten wir uns unsere ersten Høt Døgs dieser Saison – wirklich zu empfehlen! Anschliessend geht es mit der schlafenden Helene im Tragetuch den Trampelpfad zur Hammershus Ruine hinauf. Wir schaffen es noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang, den Lini in einigen schönen Bildern einfängt. Es ist schon beeindruckend, die Ausmaße dieser Anlage in Beziehung zum Bauaufwand und den damals verfügbaren Techniken zu setzen. Die deutschen Erklärungen gehen für unseren Geschmack leider zu sehr auf die Kerker, Verliese, Ketten, Galgen und sonstigen mittelalterlichen Spielchen zum Zeitvertreib der Herrschenden ein. Zum Abschluss des Tages bekommt ‚jeder einen wönzigen Schlock‘ vom leckeren Sherry – einen herzlichen Dank an A&B. Solche Tage kommen jetzt hoffentlich noch einige!!!
Der heutige Tag beginnt zumindest schon einmal verheißungsvoll – doch ab morgen soll Starkwind kommen. Wir werden gleich ablegen und steuern Gudhjem an. Mal sehen, ob wir auch dort ankommen 😉