In Allinge hat uns das erste Mal auf diesem Törn regelrecht die Hafenfäule erwischt. Eingeweht. Abhängen. Laut Vorhersage bis Freitag, dann sogar bis Samstag. So sehr wir uns normalerweise von der Wettervorhersage lossagen wenn es um das Ablegen geht – seltsamerweise glauben wir dem Windorakel diesmal ohne zu zweifeln. Als sich dann schon am Donnerstag ein Fenster öffnet, um den Hafen völlig entspannt zu verlassen, sind wir einfach nicht vorbereitet: Unsere Wäsche ist noch nicht trocken. Der Dreck der ersten Wochen türmte sich nämlich mittlerweile unter der Vorschiffs-Koje. Auch nicht ganz unwichtig: Der Zahlautomat für die Maschine ist defekt und so kann man kostenlos waschen. Da sind wir wohl nicht die Einzigen, die das nutzen wollen. Und so wartet unsere Tasche brav in einer Schlange, bis sie an der Reihe ist.
Derweil schliesst sich das Wetterfenster zum Aufbruch wieder. Am Freitag ist dann schliesslich so viel Wind, dass tatsächlich der innere Hafen durch eine großes Tor verschlossen wird. Und soweit wir hören, murrt darüber auch niemand, denn der Schwell nahm schon bedrohliche Ausmaße an. Wenn sich 4er Päckchen mit einem Gesamtgewicht von über 30 Tonnen schwankend und stoßend in Bewegung setzen, wird einem doch etwas anders. Selbst wir freuen uns, denn das mittlerweile neben uns liegende Folkeboot in Punk-Optik (schwarzes Deck! und Tags auf dem Cockpitsüll) rupft doch ganz ordentlich an unseren sowieso schon malträtierten Achterklampen.
Wir nutzen die segelfreien Tage auch, um die kleine Stadt und ihre Umgebung zu erkunden. Der historische Teil der Stadt ist wirklich sehr nett zu durchwandern. Es gibt einen wunderbaren kleinen Strand einen Kilometer die Küste runter, wo die Kinder in der Brandung tollen, bis sie blaue Lippen haben. Helene ist dem nassen und vor allem kalten Element gegenüber eher skeptisch eingestellt – sie bevorzugt das Klettern auf den im Sand eingebetteten Felsen. An einem der anderen Tage zieht es uns nach Norden zu einem futuristischen Holz-Fussball-Gebäude-Explosionszeichnungs-Objekt. Dahinter gibt es einen tollen Park mit vielen Feldsteinmauern. Perfekt für ein Picknick im Windschatten. Denn der auflandige Wind lässt die Gischt meterhoch spritzen und tränkt die Luft mit Salz. Unsere Wäsche will und will deshalb auch nicht so richtig durchtrocknen.
Schliesslich geniessen wir am Samstag, dem letzten Tag des Jazzfestivals, das erste Mal ganz aktiv ein Konzert. Jump & Jive mit den ‚Doghouse Cats‘ macht gute Laune und geht in die Beine – Dixie ist auch langsam ein wenig ‚sackgängig’. Helene findet das Konzert auch ganz große Klasse. Kann vielleicht aber auch daran liegen, dass sie das allererste Mal Eis schlecken darf. Der Sonntag vergeht zwischen Reparaturen, Hafenballett und Bettwäsche waschen. Gegen Abend bin ich mit Olaf & Kerstin zum WM-Finale in der Kultkneipe ‚Hut Li Hut‘ verabredet. Als ich gegen halb eins zurück komme, lohnt es sich kaum noch schlafen zu gehen: Unser norwegischer Nachbar möchte um 3-4 Uhr losbinden – möglichst ohne uns dran. Also beschliessen Lini und ich, dann auch loszumachen. Denn im Laufe des Tages soll mächtig stürmischer Wind aus südlichen Richtungen kommen und wir wollen hier jetzt echt mal weg!!! Ziel: Die Erbseninseln Frederiksø und Christiansø.
Hallo ihr 3 auf großer Fahrt,
Es ist schön, noch direkt vor dem Abflug nach Irland von euch zu hören. Zu Linis Geburtstag hatten AB +Christa+Günther eine Gratulation geschickt, aber die finde ich nicht, sie schwimmt wohl auf der Ostsee rum. Also jetzt nochmals alles Gute und ‘das gesunde Jährchen dabei’. Knuddelt ordentlich Helene. LG AB